Gasteltern besuchen Slavgorod
Projektgruppe Kinder von Tschernobyl seit 20 Jahren aktiv
Eine Gruppe von 15 Personen des Vereins „Kinder von Tschernobyl“ war nach Weißrussland ge-reist, um die Stadt Slavgorod zu besuchen. Von dort stammen die rund 400 Kinder, die in 20 Jah-ren Partnerschaft zur Erholung in unserer Region waren. Die letzte Erholung 2010 fand in Nieder-libbach statt und Heide Hagedorn, Angeline Höne sowie Roswitha Kacmaczyk waren mit in Slav-gorod, um ihre Gastkinder des vergangenen Jahres zu besuchen.
Die Dankbarkeit der Eltern und der Kinder war bei allen Begegnungen zu spüren. Die Gastfreund-schaft der Familien, bei denen sie wohnten, können die drei kaum beschreiben.
Man tritt in eine völlig andere Welt, wenn man aus Mitteleuropa nach Slavgorod kommt. Auf dem Bild ist eine typische Ortsstraße zu sehen.
Die Gruppe konnte sich bei der Reise auch davon überzeugen, dass das vom Tschernobyl-Verein aufgebaute Zentrum für Behinderte sehr gut arbeitet und von der Hilfe des Vereins unabhängig geworden ist. In der Tagesstätte werden etwa 60 Kinder und Jugendliche therapeutisch betreut und ihre Eltern beraten. In der kleinen Werkstatt für Behinderte werden Druckerzeugnisse herge-stellt. Besonders beeindruckt waren die Besucher von dem zuletzt auch durch die „Aktion Mensch“ geförderten Projekt „Früherkennung und Frühförderung“ von Kindern bis 3 Jahren. So können Be-hinderungen frühzeitig erkannt und die Therapien begonnen werden.
Eine junge Mutter aus Slavgorod sprach mit den Gästen über ihre Erfahrungen bei der Frühförde-rung: „Früher habe ich mich geschämt für mein Kind. Aber ich liebe doch mein Kind und das mer-ken die Menschen. Dann ändern die auch ihr Verhalten. Durch die Therapien im Zentrum wird meinem Kind geholfen und ich lerne andere Mütter in derselben Situation kennen. Das tut mir gut.“
Insgesamt wurden im Zentrum 18 Arbeitsplätze geschaffen. Die Stadt Slavgorod als Träger des Zentrums hat sämtliche laufenden Kosten übernommen. Für die gute Zusammenarbeit und Förde-rung des Zentrums bedankte sich Rüdiger Müller-Gerbes von der Projektgruppe Kinder von Tschernobyl aus Bad Schwalbach beim Bürgermeister der Stadt. Das Zentrum gilt selbst in Minsk als ein Vorzeigeprojekt.
Eine sehr eindrucksvolle Feier erlebten die Besucher zum 25-jährigen Gedenken an die Katastro-phe von Tschernobyl in Minsk. Sie begann mit einem orthodoxen Gottesdienst in der Tschernobyl – Gedenkkirche. Dann folgte die Feier am Gedenkstein, bei der Delegationen aus Rußland, der Ukraine, Vertreter der Liquidatoren (jene Soldaten, die am brennenden Reaktor zu Löscharbeiten eingesetzt waren) und eine große Menge der Menschen, die aus der verstrahlten Zone umgesie-delt wurden oder durch Krankheit oder Tod eines Angehörigen betroffen sind, rote Nelken ableg-ten.
Feierlichkeiten am Gedenkstein zum 25. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl.
Am 29. Oktober plant der Verein in der Stadthalle von Bad Schwalbach eine Feier anlässlich der 20 jährigen Partnerschaft mit Slavgorod. Hierzu werden Gäste aus Slavgorod erwartet, eine Aus-stellung wird vorbereitet und ein Film wird gezeigt mit Aufnahmen aus Slavgorod und Minsk. Die zentrale Ausstellung "25 Jahre Tschernobyl", die in mehreren großen Städten Deutschlands ge-zeigt wird, kommt auch nach Bad Schwalbach und wird dort vom 26. - 31. Oktober 2011 in der Stadthalle zu sehen sein. Bei der Eröffnung der Ausstellung am 26.10. wird einer der Liquidatoren aus Weißrussland als Zeitzeuge anwesend sein.
So wohnt man in Slavgorod. Ein typisches Holzhaus.
Ein wunderschönes Grillfest für die Gäste aus Deutschland, liebevoll vorbereitet.
Perfekte Gastgeber. Für die Gäste kommt alles auf den Tisch, was geboten werden kann.
Rüdiger Müller-Gerbes dankt dem Bürgermeister von Slavgorod.