Niederlibbach feierte den 500. Geburtstag der Kirche
Viele Gäste aus Nah und Fern gratulierten am Pfingstsonntag der Niederlibbacher Kirche zu Ihrem 500. Geburtstag. Mit einem Festgottesdienst, der von dem Posaunenorchester, dem gemischten Chor Oberlibbach unter der Leitung von Brigitta Busch und dem Organisten Nils-Ole Kraft musikalisch auf hohem Niveau abgerundet wurde, wurden die Feierlichkeiten eröffnet.
Vikarin Langennau und Kirchenvorstandsvorsitzende Karin Löll blickten auf fünf bewegte Jahrhunderte zurück. Ein Zeitraum, in dem die Kirche den Ihren viel Trost spendete, aber auch Einiges abverlangte. Pfarrer waren anfangs arme Schlucker, die vor allem in Naturalien wie Korn, Hafer oder Holz bezahlt wurden. Als Zulage durften sie bei bestimmten Festtagen auch schon mal die Kollekte einbehalten, aber wie alle Anderen musste auch sie ihren Zehnten abgeben.
Bereits aus dem Jahr 1594 lässt sich aus Aufzeichnungen ein hohes soziales Engagement der Kirche nachweisen. So sollte zum Beispiel der Neugeborenen¬sterblichkeit entgegengewirkt werden, indem eine Hebamme für die Dörfer bestellt werden sollte. Auch wurde auf Menschen aufmerksam gemacht, die ohne die Hilfe guter Leute nicht leben können.
In der Zeit des 30-jährigen Krieges wurde die Bevölkerung des Kirchspiels durch Not, Krankheit, sowie plündernde und mordende Soldaten heftig dezimiert. Niederlibbach zählte 3 Jahre nach Kriegsende gerade noch 16 Einwohner, die zum Kirchspiel gehörenden Ortschaften Oberlibbach noch 12 und Hambach gerade noch 2 Einwohner. Es dauerte noch ein halbes Jahrhundert, bis Niederlibbach wieder 28 Seelen zählte.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche um das jetzige Kirchenschiff erweitert. Die Inschriften in den Gefachen der Empore sprechen eine deutliche Sprache über die Sitten und die Moral der damaligen Zeit. So sollten die Menschen bei ihren sonntäglichen Kirchenbesuchen daran erinnert werden, dass Witwen und Waisen sowie ältere Menschen zu ehren sind und das Herz nicht mit Fressen und Saufen zu beschweren sei.
Über all die Jahrhunderte hinweg wurde eine „Tradition“ von den Schäflein der Kirche aber immer gepflegt und von den Pfarrern ebenso fleißig beklagt, nämlich dass die Morgenpredigten an Sonn- und Feiertagen nicht fleißig besucht werden. Schelmisch merkte die Vikarin an, dass dies aber auch sein Gutes habe. Die Abnutzung der Kirche sei geringer und die Renovierungsintervalle damit wesentlich länger.
Probst Sigurd Rink freute sich mit der Kirchengemeinde, dass der Geburtstag auf so einen schönen Tag fällt. Er stellte fest, dass die Kirche selbst älter als die Reformation ist. Bürgermeister Michael Hofnagel überbrachte die Glückwünsche der Stadt Taunusstein. Zur vorher geschilderten Situation der Gemeindepfarrer konnte er einige nette Parallelen zum Schicksal von Bürgermeistern ziehen. Hünstettens Bürgermeister Axel Petri, der drei Jahre lang als Organist Gottesdienste und andere kirchliche Feste begleitete, konnte selbst nicht dabei sein, lies aber seine herzlichsten Glückwünsche übermitteln. Das Libbachpärchen, die 7-jährige Antonia Müller und ihr Onkel Horst Bücher, wurden beide in der schönen Kirche getauft. Sie freuten sich, dieses tolle Jubiläum mit feiern zu dürfen und wünschten eine schöne und harmonische Feier. Horst Bücher stellte einen ganz persönlichen Bezug zur Kirche her. Er wurde hier auch konfirmiert, kirchlich getraut und seine Kinder sind ebenfalls hier getauft und konfirmiert worden. Niederlibbachs Ortsvorsteher Dieter Weiß überbrachte die Glückwünsche der Bürgerinnen und Bürger auch aus Oberlibbach und Hambach. Er knüpfte an die jahrhundertelange Klage des schlechten Kirchenbesuches an und zitierte Albert Schweitzer mit den Worten „Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, weil man in eine Garage geht“. Wie sehr die Menschen ihrer Kirche verbunden seien, zeige sich, wie tatkräftig immer wieder angepackt werde, wenn es um die Erhaltung des Gotteshauses gehe.
Am Ende des Festgottesdienstes schenkte der Verein „Unser Dorf“ dem Geburtstagskind von Rolf Bach gefertigte Krippenfiguren, die künftig in der Weihnachtszeit den Altarraum schmücken sollen. Blumen gab es für Rosemarie und Kurt Schmidt für deren unermüdlichen Einsatz im Hintergrund, mit dem sie seit Jahren Pfarrer Jürgen Noack unterstützen. Ebenfalls einen Blumenstrauß gab es für das Ehepaar Rainer und Karin Löll, die für gottlose Zeiten in Niederlibbach gesorgt hatten. Löll’s hatten die Christusfigur abgenommen, eingepackt, zur Überarbeitung in die Nähe von Nürnberg geschafft und dafür gesorgt, dass sie rechtzeitig zum Ehrentag wieder zurück war.
Nachdem der Künstler das Konzept für die Neugestaltung des Altarraumes erläutert hatte, konnte das Fest bei herrlichem Sonnenschein im Freien fortgesetzt werden. Die Mini-Maxis aus Oberlibbach sangen aus vollem Herzen und lieferten gemeinsam mit Pfarrer Noack eine besondere Version des Liedes „When the saints“. Wie es sich für einen guten Gastgeber gehört, waren Alle zu Speisen und Getränken eingeladen. Die Gäste revanchierten sich mit großzügigen Spenden und vielen herzlichen Worten.
Festschriften mit vielen Informationen über die geschichtliche Entwicklung der zum Kirchspiel gehörenden Ortschaften und rund um das Gotteshaus gab es in zwei Versionen. Erwachsene konnten ihre Exemplare ohne weiteres Zutun käuflich erwerben. Kinder hatten die Möglichkeit, sich eine entsprechend aufbereitete und mit kindgerechten Erläuterungen versehene Festschrift nach der Lösung von insgesamt 10 Aufgaben zu verdienen. Es mussten Fragen gelöst werden, in denen es um die Anzahl der Orgelregister oder der Treppenstufen zur Empore ging. Gemalt werden mussten der heilige Antonius und das Kreuzrippengewölbe.
Beide Festschriften können noch beim Pfarramt in Hohenstein-Strinz-Margarethä unter der Telefonnummer 06128/1364 oder per E-Mail unter „kirche-strinz@web.de“ angefordert werden.